Die jüngsten Entwicklungen zeigen: Horizontale Geschäftsmodelle treiben Toyota an – aber was hat ein Autobauer mit Stadtentwicklung und Smart Cities zu tun? Nichts? Das dachten wir auch. Im Jahr 2021 hat Toyota mit dem Bau der Woven City begonnen, einem lebenden Labor zur Entwicklung und Erprobung von vernetzten, autonomen Fahrzeugen und Technologien, die die Städte der Zukunft nachhaltiger und lebenswerter machen sollen. Das 175 Hektar große Gelände wird sich am Fuße des Berges Fuji in Japan befinden.
Einer der größten Autobauer der Geschichte steigt jetzt also in den Markt von Stadtplanung und den Bausektor ein.
Toyota Woven City – Die Idee einer Stadt der Zukunft, entwickelt vom größten Autohersteller der Welt
Woven City ist eine Stadt der Zukunft, die von Toyota in Japan gebaut wird. Die Stadt wird ein lebendiges Labor sein, in dem neue Technologien getestet werden, die das städtische Leben angenehmer machen. Woven City wird vollständig vernetzt sein, mit selbstfahrenden Autos und Robotern, die effiziente Transport- und Lieferdienste anbieten – man könnte sagen, eine Smart City, die am Reißbrett entsteht.
Ist das was Toyota da umsetzt die Zukunft des Städtebaus? Einige Beobachter erkennen Parallelen zu anderen Konzepten aus der Vergangenheit, wo große Konzerne Städte oder zumindest Stadtteile errichtet haben. Zwar nicht als „Smart City”, aber um Ihren Mitarbeitern das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Welche Interessen verfolgt Toyota? Gibt es diese Parallelen zur Geschichte wie z. B. Ford? Wir schauen uns das für Euch einmal genauer an.
Wer ist der Autohersteller Toyota?
Toyota ist der größte Automobilhersteller der Welt (Stand: 2022). Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Toyota City, Japan. Das Unternehmen wurde im Jahr 1937 von Kiichiro Toyoda gegründet – so einfach, so kurz, aber Toyota ist viel mehr als das.
Toyota ist ein japanischer Automobilhersteller, der Pkw, Lkw, Geländewagen, Minivans und Nutzfahrzeuge herstellt. Das Unternehmen hat auch eine Finanzdienstleistungsabteilung, die Fahrzeugfinanzierungen anbietet und damit nicht nur in der Produktion von Fahrzeugen aktiv ist, sondern auch im Finanzwesen.
Die Geschichte von Toyota ist geprägt von harter Arbeit, Hingabe und Engagement für Qualität. Das Unternehmen hat in den über 80 Jahren seines Bestehens viel durchgemacht – Kriege, Ölkrisen, wirtschaftliche Rezessionen. Aber Toyota ist immer gestärkt daraus hervorgegangen. Das Unternehmen ist bekannt für seinen Innovationsgeist und sein unermüdliches Streben nach Verbesserung.
In den letzten Jahren hat Toyota eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung neuer Technologien für die Automobilindustrie eingenommen. Gegenwärtig arbeitet das Unternehmen an einer Reihe bahnbrechender Projekte, darunter die Entwicklung eines wasserstoffbetriebenen Autos und wie andere Hersteller, an selbstfahrenden Fahrzeugen. In diesem Artikel soll es jedoch nicht um die Fahrzeuge von Toyota gehen, aber ihr Fokus auf Wasserstoff, könnte ein größeres Interesse sein als die reine Nutzung für Autos.
Wenn man sich intensiver mit Toyota und dem Thema Wasserstoff beschäftigt, bekommt man allmählich eine Idee von dem Ökosystem, an dem Toyota für eine ökologische und nachhaltige Zukunft arbeitet. Toyota steigt in das Geschäft der Smart Cities ein, ein Geschäft was bis vor einige Jahren noch keins war und sich langsam zum „Spielplatz” großer Ideen, viel Geld und namhafter Konzerne entwickelt.
An dieser Stelle ein paar Fakten zu Toyota – Geschäftsjahr 2021/2022:
Verkaufte Fahrzeuge:
10,38 Millionen
Umsatz:
239,54 Milliarden Euro
Gewinn vor Steuern:
30,46 Milliarden Euro
Anzahl der Mitarbeiter:
ca. 350.000 – 370.000
Quelle: Toyota Deutschland
Warum Smart Cities?
Die Antwort ist einfach. Die Weltbevölkerung wächst und zieht in die Städte. Nach Angaben der Vereinten Nationen werden bis 2050 66% der Weltbevölkerung in Städten leben.
Dieses Wachstum bringt Herausforderungen wie Umweltverschmutzung, Verkehrsstaus und Kriminalität mit sich. Es schafft aber auch Chancen für neue Unternehmen und Arbeitsplätze.
Intelligente Städte setzen Technologien ein, um das Leben der Menschen dort zu verbessern. Sie verwenden Sensoren, um Dinge wie Luftqualität und Verkehr zu überwachen. Sie nutzen Daten, um Entscheidungen zu treffen, z. B. wo neue Straßen gebaut werden sollen oder wie auf Notfälle reagiert werden soll.
Und am Ende geht es um Technologie, Umsatz und Image. Hier wollen alle Unternehmen mitspielen, die dabei eine Rolle spielen können. Da Mobilität eines der bekanntesten Themen rundum Smart Cities ist, liegt es für Toyota nahe „First Mover” zu sein.
Toyota Woven City – Smart City und Stadtentwicklung
Toyota arbeitet aktuell an der Entwicklung einer intelligenten Stadt namens „Woven City”. Die Stadt wird in der Nähe des Mount Fuji in Japan liegen und ein Prüfstand für neue Technologien sein, an denen Toyota arbeitet. Neben selbstfahrenden Fahrzeugen und künstlicher Intelligenz für den Einsatz in Smart Buildings, werden auch neue Konzepte zur Energiegewinnung und Energiespeicherung getestet. Die Stadt wird 2.000 Menschen beherbergen, die dort leben und arbeiten werden. Ziel des Projekts ist es, ein lebendes Labor zu schaffen, das es Toyota ermöglicht, neue Technologien in einer realen Umgebung zu testen. Das Toyota vorrangig eigene Mitarbeiter in der Stadt leben lässt, klingt logisch, aber man könnte hier auch einen wirtschaftlichen Hintergrund entdecken.
Das Engagement von Toyota für eine nachhaltige Entwicklung geht über seine Produkte hinaus und erstreckt sich auch auf die Art und Weise, wie das Unternehmen seine Geschäfte führt. Das Unternehmen hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um seine Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren und bis 2050 kohlenstoffneutral zu werden. Um dies zu erreichen, arbeitet Toyota an einer Reihe von Initiativen, wie z. B. der Nutzung erneuerbarer Energien und der Entwicklung effizienterer Fertigungsverfahren.
Woven City im Detail – so sieht Toyota das Konzept:
Im Masterplan der Stadt werden die Straßentypen in drei Kategorien unterteilt: Neben schnelleren Fahrzeugrouten gibt es Abschnitte für eine Vielzahl langsamerer Geschwindigkeiten, für den Individualverkehr und für Fußgänger. Diese drei Straßentypen greifen ineinander und bilden ein organisches Netz.
Die Stadt wird völlig kohlenstoffneutral geplant: Traditionelle japanische Holztischlereien und automatisierte Fertigungsprozesse mit Robotern (Artikel: Roboter und hochtechnologische Automatisierung in der Baubranche) minimieren die CO2-Emissionen. Auf den Dächern sollen Solarpaneele angebracht werden, um Sonnenenergie mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Energie zu kombinieren. Die Stadt wird über ein intelligentes Verkehrssystem mit der Außenwelt verbunden sein: Selbstfahrende Autos, Shuttles und Roboter werden Menschen und Waren transportieren und sie mit anderen Regionen verbinden.
In der Stadt sollen eine Vielzahl von Unternehmen angesiedelt werden, darunter Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, Produktionsstätten und Einzelhandelsgeschäfte.
Toyota möchte die Metropole auch in die Natur integrieren, mit einheimischer Vegetation und Hydrokulturen. Auch Parks werden eine wichtige Rolle spielen, damit die Verbindung zur Natur auch in einer hochtechnologischen Stadt, einen hohen Stellenwert einnimmt.
Die Stadt wird künstliche Intelligenz einsetzen, um Daten zu sammeln und Dienstleistungen zu verwalten. So werden beispielsweise Sensoren zur Überwachung der Luftqualität, des Verkehrs- und des Energieverbrauchs eingesetzt und diese Daten werden dazu genutzt, die Effizienz der städtischen Infrastruktur zu verbessern.
Woven City als Prüfstand für neue Technologien von Toyota
Die Wohnungen sind mit den modernsten Assistenztechnologien ausgestattet, wie z. B. Smart-Home-Technologien, die den Alltag der Bewohner erleichtern. Sensorbasierte künstliche Intelligenz überwacht die Gesundheit der Menschen und verbessert ihre Lebensqualität.
Bei den meisten fahrerlosen Fahrzeugen auf der Straße wird es sich um komplett autonome, emissionsfreie Fahrzeuge für den Personentransport handeln. Toyota’s vollelektrische Fahrzeugpalette wird sowohl für den privaten als auch für den gewerblichen Transport und den Einzelhandel eingesetzt.
In Toyota Woven City werden Arbeiter und ihre Familien, Ehepaare im Ruhestand, Kaufleute, Wissenschaftler und Partner aus der Industrie leben. Vor Ort wird zunächst Platz für bis zu 2.000 Personen zur Verfügung stehen; diese Zahl kann im Laufe der Zeit nach Bedarf erhöht werden.
Wirkliche Problemlösung oder PR für Toyota?
Hier kommt es auf die Perspektive an. Wir vermuten, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt und wahrscheinlich von niemanden je richtig beantwortet werden kann. Natürlich werden große Technologiekonzerne wie Toyota, Amazon, Microsoft, Apple und Google (um nur einige zu nennen) einen kommerziellen Mehrwert darin sehen, die Welt nachhaltiger zu gestalten – denn IT und in dem Fall Mobilität wird eine wichtige Rolle dabei spielen. Und wer sich in dieser Zukunft günstig als „First Mover” positioniert, wird auch ein Geschäft generieren können. Gleichzeitig ist aber auch klar, dass diese Unternehmen es nicht allein schaffen können und Partner aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft brauchen. Wie Tim Cook in seiner Davos-Rede sagte: „Wenn wir nur auf uns selbst schauen, werden wir keine Fortschritte machen.”
Deshalb ist es so wichtig, dass Initiativen wie Toyota Woven City existieren. Es ist eine Chance für uns alle, gemeinsam an der städtischen Infrastruktur der Zukunft zu arbeiten und neue Technologien in einer realen Umgebung zu entwickeln. Und es ist auch eine Gelegenheit für Unternehmen wie Toyota, von ihren Kunden zu lernen und wichtige Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie die Menschen in Zukunft tatsächlich leben wollen. Mal sehen, wie sich das entwickelt – wir sind auf jeden Fall gespannt.
Smart Cities und Datenschutz – In Deutschland möglich?
Der Begriff „Smart City” wird oft mit groß angelegten Projekten in Verbindung gebracht, bei denen Unternehmen zusammenarbeiten, um neue Technologien für Städte zu entwickeln. Die Umsetzung solcher Projekte wirft jedoch Fragen des Datenschutzes auf. Können Smart-City-Dienste in Deutschland genutzt werden, ohne gegen Datenschutzgesetze zu verstoßen?
Die Antwort lautet: Ja – aber nur, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. In erster Linie müssen, die im Rahmen von Smart-City-Diensten erhobenen Daten anonymisiert werden. Das bedeutet, dass es nicht möglich sein darf, die Daten zu einer bestimmten Person zurückzuverfolgen.
Zweitens müssen die erhobenen Daten für den Zweck verwendet werden, für den sie erhoben wurden. Wenn beispielsweise Daten zur Verbesserung des Verkehrsflusses erhoben werden, können sie nicht für Marketingzwecke verwendet werden.
Drittens muss jeder Einzelne die Möglichkeit haben, sich von den Smart-City-Diensten abzumelden, wenn er nicht möchte, dass seine Daten verwendet werden.
Viertens müssen Daten, die im Rahmen von Smart-City-Diensten erhoben werden, sicher gespeichert und nur für befugte Personen zugänglich gemacht werden.
Smart Cities und Kritiker
Die Entwicklung von Smart Cities wird oft kritisiert. Doch selbst Kritiker sind sich einig, dass der Trend nicht aufzuhalten ist. Die Frage ist also nicht, ob Smart-City-Dienste genutzt werden, sondern wie sie genutzt werden.
Um sicherzustellen, dass die im Rahmen von Smart-City-Diensten gesammelten Daten in streng nach Einhaltung von Datenschutzgesetzen genutzt werden, ist es wichtig, mit seriösen Unternehmen zusammenzuarbeiten, die sich mit dem Datenschutzrecht gut auskennen.
Toyota ist ein Unternehmen mit einer langen Geschichte im Bereich Innovation. Veränderung war, ist und wird immer Bestandteil von Toyota und unserer Gesellschaft sein.