Die gebaute Infrastruktur ist ein wesentlicher Bestandteil der Welt, in der wir leben. Ohne sie wäre unser Leben stark beeinträchtigt und für viele Menschen auf der ganzen Welt, die aufgrund ihres Standorts oder ihrer wirtschaftlichen Lage nicht über die notwendigen Grundlagen verfügen, um ihren Alltag zu bestreiten, wäre das Leben noch schwieriger, als es derzeit ist.
Die Bedeutung, die gebaute Infrastrukturen spielen, kann man erst dann richtig begreifen, wenn man genau versteht, was „gebaut” bedeutet – womit sich der Kreis wieder schließt: Diese Strukturen sind nicht einfach etwas, das irgendwann einmal gebaut wurde; vielmehr wurde jeder Aspekt vom Design bis hin zu den einzelnen Bausteinen sorgfältig durchdacht, um sie bestmöglich auf die Erfüllung zukünftiger Bedürfnisse vorzubereiten. Das klingt hochtrabend, aber so ist es heute und so war es auch in der Vergangenheit.
Wenn wir an die Gesellschaft denken, kommen uns als erstes Gebäude und Infrastrukturen in den Sinn. Die Bedeutung hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen, da unsere Bevölkerung weiter wächst – mehr Menschen als je zuvor leben auf den Straßen der Städte!
Was fällt Dir als erstes ein, wenn du an die größten Metropolen der Welt denkst, London, Paris, New York, Tokyo und weitere? Wahrscheinlich genau das, was uns auch einfällt. Große Gebäude, große Städte, viel Verkehr, eine Menge an Menschen und Energie. Was all diese Städte gemein haben, sind ihre unglaublichen Infrastrukturen, die ein solches Wachstum überhaupt möglich machten.
Mit dem Wachstum der Weltwirtschaft wenden sich die Regierungen dem Bau von Infrastrukturen in Milliardenhöhe zu. Diese Projekte werden dazu beitragen, mit der Entwicklung Schritt zu halten und den Lebensstandard für alle Menschen in ihrem Land oder ihrer Region zu erhöhen, während sie danach streben, eine fortschrittliche Gesellschaft zu werden, in der auch die Wohlstandsverteilung durch eine größere Gleichheit zwischen den Einkommensschichten und nicht nur zwischen einem Prozent verbessert werden kann.
Stuttgart 21 – Episches Bahnprojekt oder doch nur Überheblichkeit
Eines der beeindruckendsten und am längsten laufende Bahnprojekt der Welt findet in Stuttgart statt, das Projekt Stuttgart 21. Dennoch ist es auch noch mehrere Jahre nach Baubeginn umstritten. Der Stuttgarter Hauptbahnhof wird von einem Kopfbahnhof zu einem Durchgangsbahnhof umgebaut. In zwei Tunneln werden neue Gleise verlegt, die tief unter der Innenstadt verlaufen, anstatt sie zu umfahren – das bedeutet kürzere Reisezeiten für die Fahrgäste und mehr Kapazität für die Regionalzüge. Noch bevor die Arbeiten an dem 7-Milliarden-Euro-Projekt begannen, wurden Häuser abgerissen, um Platz für eine Zufahrt zum neuen unterirdischen Teil des Bahnhofs zu schaffen. Schon bald wurde klar, dass es aufgrund dieser Veränderungen zu einem Mangel an oberirdischen Parkplätzen kommen würde, und die Verantwortlichen reagierten mit… gebührenpflichtigen Parkplätzen. Die Stadtverwaltung hat nun keine Schwierigkeiten mehr, Investoren für ihre Projekte zu gewinnen.
Das Projekt Stuttgart 21 ist eines der eindrucksvollsten und am längsten laufenden Bahnprojekte der Welt
Als die Stadt Stuttgart in Deutschland beschloss, ihr Stadtzentrum zu renovieren, hatte sie keine Ahnung, wie viel Arbeit vor ihr lag. Das Ergebnis ist ein innovatives neues Eisenbahnkonzept, das die einst langweiligen Straßen in etwas Atemberaubendes verwandeln wird – mit Tunneln und Brücken, und Straßen die gebaut werden wo es vorher keine gab. Und das Beste daran? Das alles geschieht ohne Verkehrsbehinderungen oder Sachbeschädigungen während der Bauarbeiten – und macht den Weg frei für bessere Transportmöglichkeiten nicht nur auf lokaler, sondern auch auf globaler Ebene, denn wenn man so ausgerüstet ist, gewinnen alle (auch wenn man nicht weiß, wovon man spricht)!
Aber die Realität von vor 27 Jahren, die mit einem wirtschaftlichen Argument kollidierte, war schwer zu überwinden.
Wenn es um große Infrastrukturprojekte geht, ist Deutschland kein unbeschriebenes Blatt. Der Flughafen Berlin-Brandenburg ist eines der jüngsten Beispiele, das hinter den Erwartungen zurückblieb und noch Jahre nach seiner Fertigstellung (wenn nicht sogar länger) für Unruhe in der Öffentlichkeit sorgte.
Was genau ist Stuttgart 21?
Der neue unterirdische Bahnhof in der sechstgrößten deutschen Stadt wird eine große Verbesserung für die Fahrgäste darstellen. Das Gebäude wurde mit einem völlig einzigartigen Fundament entworfen, das es ermöglicht, acht Bahnsteige unter der Erde und vier Richtungsgleise zu bedienen (heute sind es noch 16 Gleise).
Die Gebäude, die von dem berühmten Architekten Meinhard von Gerkan entworfen wurden, stellen ein neues Kapitel in der deutschen Eisenbahngeschichte dar. Es ist ein modernes Beispiel für Ingenieurskunst vom Feinsten. Doch Kritiker rügen das Projekt wegen seiner Kosten und seiner Umweltauswirkungen.
Das Projekt, das sich jetzt in der Endphase befindet, zielt darauf ab, die Kapazität zu erhöhen, indem die bestehende Infrastruktur aus dem Jahr 1922 (Eröffnung Stuttgarter Hauptbahnhof) durch einen völlig modernen Verkehrsknotenpunkt für Hochgeschwindigkeitszüge ersetzt wird. Außerdem wird erwartet, dass das Projekt aufgrund von Kostenüberschreitungen gegenüber dem ursprünglichen Plan zusätzliche 5 Milliarden Euro erhält. Auf die Kosten gehen wir später im Artikel noch genauer ein.
Die Bunderegierung und damit auch die Deutsche Bahn gibt mehrere Milliarden Euro für die Renovierung und den Ausbau des Verkehrsnetzes in Süddeutschland aus. Es werden 16 neue Tunnel, 18 Brücken und drei kleinere Bahnhöfe im gesamten Stadtgebiet gebaut sowie 60 Kilometer Gleise zwischen Stuttgart und Ulm verlegt. Linien mit direkter Anbindung zum Stuttgarter Flughafen und zur Messe, sind nur zwei kleine weitere Punkte auf der langen Liste der Projektpunkte.
Das Dach der Bahnhofshalle des Hauptbahnhofs wird eine große Schale sein, die von 28 riesigen, mit transparentem Stahl und Glas verkleideten Säulen getragen wird. Der neue grüne Park, der über diesem modernisierten Bahnhof gebaut wird, wurde so konzipiert, dass er aufregende Elemente enthalten kann, wie z. B. Skateboarder, die über den zentralen Platz sausen? Oder Menschen, die sich unter Bäumen entspannen, während sie die vorbeifahrenden Züge beobachten! Der erste Punkt wird nicht geplant sein, aber man kann sich das bei dem Anblick des Parks sehr gut vorstellen.
Mit dem Bau von Stuttgart 21 wird im Stadtzentrum ein neuer Verkehrsknotenpunkt für Europa geschaffen, was bedeutet, dass mehrere Linien ankommen und enden. Die derzeitige Situation zwingt Fahrgäste, die weiterreisen möchten, zum Umsteigen. Das Projekt zielt jedoch darauf ab, dieses Problem durch die Entwicklung eines unterirdischen Bahnhofs zu lösen, der speziell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist!
Die derzeitige Konfiguration des Bahnhofs Friedrich-Ebert-Straße ermöglicht keine effiziente Nutzung oder Kapazitätsoptimierung, da mehrere Endbahnhöfe mehr Verkehr als erwartet erzeugen. Außerdem ist es schwierig, zwischen zwei Zielen ohne Zwischenstopps zu fahren – vor allem, wenn diese weit voneinander entfernt sind, man denke da vor allem an den internationalen Reiseverkehr.
Die Idee ist, dass der Bahnhof zu einem wichtigen Verbindungspunkt zwischen verschiedenen Teilen in Deutschland sowie anderen Ländern der Europäischen Union wird, die den TGV über den belgischen Grenzübergang nutzen möchten.
Aktuell wird heiß diskutiert, ob Stuttgart 21 sich gut in den vorgeschlagenen „Deutschlandtakt” einreihen kann. Hiermit ist gemeint, dass sich große und wichtige Verkehrsknotenpunkte im Bahnbetrieb auf eine möglichst kurze Umstiegszeit einstellen wollen. Damit das gelingt, müssen logischerweise mehrere Züge gleichzeitig in die Bahnhöfe einlaufen – wie wir wissen, soll die Gleiskapazität mit Stuttgart 21 aber abnehmen. Wir sind gespannt.
Megaprojekte im Infrastrukturbau
Megaprojekte im Bereich Infrastrukturbau scheinen auf der einen Seite zwingend notwendig zu sein und auf der anderen Seite nicht außer Mode zu kommen, zumindest wenn es um die Berichterstattung geht. Stuttgart 21 ist nicht das einzige europäische Megaprojekt, sondern reiht sich zwischen den Flughafen BER Berlin-Brandenburg und Crossrail in London perfekt ein. Wichtig zu verstehen: Wir benötigen zwingend neue und moderne Infrastruktur in Europa, die Frage ist nur wie wir diese in Zukunft besser planen und kostengünstiger umsetzen können.
Es geht also darum, wie wir solche Projekte umsetzen und welche Art von wirtschaftlicher, finanzieller und sozialer Bewertung wir vor dem ersten Spatenstich vornehmen – dann bekommen wir etwas, das uns allen zugutekommt. Die Diskussion über die Sinnhaftigkeit und der potentielle Nutzen für einzelne Personengruppen hat einen für uns wichtigen Punkt völlig überschattet: Die unglaubliche architektonische, technische und bauliche Leistung, die hinter diesen Megaprojekten steckt. Die Menschen in Europa sind daran gewöhnt, dass im Allgemeinen nichts ohne hohe Kosten geschieht. Je ehrgeiziger die Ziele sind, desto höher sind oft die Kosten für die Umsetzung – sei es im sozialen, finanziellen oder ökologischen Bereich. Wenn man sich in diesem Zusammenhang einige ältere Projekte anschaut, dann ist der Hauptkritikpunkt, dass nur sehr wenige von ihnen den Test der Zeit überstanden haben. Wir hoffen, das Infrastrukturprojekte grundsätzlich immer einen Nutzen für die Gesellschaft haben werden und drücken Stuttgart 21 die Daumen, den Nutzen über die neuen Gleise schnell einzufahren.
Da war noch was mit den Kosten:
- Geplant 1995 mit ca. 5 Milliarden Mark (umgerechnet knapp 2,6 Milliarden Euro)
- Aktuelle Planung der Gesamtkosten zwischen >7-8 Milliarden Euro nach Fertigstellung
Fazit:
Stuttgart 21 wird wahrscheinlich eines der beeindruckendsten und am längsten laufenden Bahnprojekte der Welt werden!
